Erfolg ist relativ - 3 Perspektiven aus meinem Leben

Erfolg: Das Schlagwort unserer Zeit. Der größte Wert des Kapitalismus. Das Ziel jedes Unternehmens. Der Maßstab des Menschen.

Erfolg im Profifußball.
Jeder von uns will/soll/muss in irgendeiner Art erfolgreich sein. Und das ist bis zu einem gewissen Grad auch gut so. Aber es ist auch wichtig zu verstehen, dass “Erfolg” für jeden etwas Anderes bedeutet und dass es so wichtig ist, Erfolg für sich persönlich zu definieren.

Als Fußballprofi mit Anfang 20 war Erfolg für mich, mir einen Stammplatz im Team zu erkämpfen, Tore zu schießen und vorzubereiten, in der KronenZeitung mit der Note 5 (= hervorragend) bewertet zu werden, mit dem Team Siege einzufahren und fette Prämien zu kassieren.

Erfolg bei „Dancing Stars“
Seit meinem Karriereende mit 25 hat sich meine Definition von Erfolg stark gewandelt. So richtig ist mir das heuer während meiner Teilnahme bei den “Dancing Stars” bewusst geworden. In den vielen Interviews im Vorfeld bin ich oft gefragt worden, was mein großes Ziel sei, wann ich meine Teilnahme als Erfolg bezeichnen würde. Am Beginn habe ich noch ganz selbstbewusst und selbstverständlich geantwortet: “Natürlich würde ich das Ding gerne gewinnen. Oder zumindest im Finale stehen.”

Meine geheime Mission
Diese Antwort hat sich aber von Beginn an nicht gut angefühlt. Einerseits, weil ich zu diesem Zeitpunkt absolut nicht tanzen konnte, andererseits, weil ich in der Reflexion meiner Interviews gespürt habe, dass es mir mit diesem Projekt eigentlich gar nicht ums Gewinnen, sondern um etwas ganz Anderes ging: Nach drei Jahren in meiner Komfortzone wollte ich wieder mal ins kalte Wasser springen und etwas ganz Neues ausprobieren. Ich wollte meinen Glaubenssatz “Ich kann nicht tanzen” überprüfen und herausfordern. Und ich wollte vor allem Spaß haben, spannende Begegnungen machen und tanzen lernen. Letzteres auch mit dem Hintergedanken - und noch ganz geheim - für unsere Hochzeit im nächsten Jahr - spätestens da wollte ich soweit sein, mit Judith die Tanzfläche zu rocken 🙂

Genießen > Gewinnen
Und genau so ist es dann auch gekommen. Als wir in Runde 5 rausgeflogen sind, waren viele unserer Freunde und Fans traurig oder gar wütend und wollten uns trösten. Ja, natürlich waren wir im ersten Moment auch enttäuscht, weil wir gerne weitergemacht hätten. Aber diese Emotion hielt nicht lange an, weil Erfolg für Julia und mich nicht bedeutete, die Bewertungen (Jury und Anrufe) von außen über unser Glück entscheiden zu lassen, sondern weil die für uns persönlichen, ganz individuellen, oben genannten Faktoren entscheidend waren, ob dieses Projekt für uns erfolgreich sei oder nicht: Dass wir uns immer auf unsere Begegnungen gefreut haben, dass ich mit jedem Training etwas dazulernen durfte, dass ich die Shows richtig genießen und feiern konnte (die erste noch nicht - da hab’ ich mir fast in die Hose geschissen) und vor allem, dass ich wieder einmal in meinem Leben erfahren habe, was alles möglich ist, wenn du deiner Begeisterung folgst und konsequent auf deine Ziele und Träume hinarbeitest.

Erfolg im Alltag.
Dancing Stars war eine Once in a Lifetime Opportunity unter sehr speziellen Bedingungen. Ich habe “Erfolg” aber auch darüber hinaus in den letzten Monaten und Jahren für mich neu definiert. Auch im Alltag gelingt es mir immer besser, mich nicht mehr (nur) an Leistungen zu messen oder mich nicht von außen beurteilen zu lassen. So schaue ich beim Joggen nicht mehr auf die Pulsuhr, so ist es mir beim Tennisspielen komplett wurscht, ob ich als Sieger vom Platz gehe, so fahre ich heute einen gebrauchten Opel-Family-Kombi statt einem neuen 285-PS-BMW-Coupé und trage statt Hugo-Boss-Hemden meistens “VRESH”-Leiberl oder -Hoodys (Achtung: Das ist keine bezahlte Werbung → Ich bin einfach “nur” ein Fan von Klaus und seinem Unternehmen.)

Mein größter Erfolg – Die Familie
Eine letzte Anekdote noch zu der Definition und Relation von Erfolg. Ich habe heute einen der größten Erfolge dieses Jahres, vielleicht meines Lebens gefeiert. Nein, ich habe mir kein neues Auto gekauft, ich habe keinen fetten Speaker- oder Coaching-Auftrag an Land gezogen und ich habe auch nicht im Lotto gewonnen.

Ich habe unseren kleinen, bald acht Monate alten, Felix zum ersten Mal schlafen legen können 🙂 Im Kinderwagen oder in der Trage ist er schon öfter bei mir eingeschlafen. Aber es ist mir noch nie gelungen, ihn von da ins Bett und in den tieferen Schlaf zu begleiten. Bis dato ist er immer aufgewacht, hat zu schreien begonnen und Mamas Brust gefordert. Erst dann hat er sich wieder beruhigt und ist wieder eingeschlafen. Das war sowohl für mich als auch für Judith ziemlich frustrierend. Für Judith, weil sie nie länger als 2-3 Stunden für sich hatte. Für mich, weil ich das Gefühl hatte, Felix nicht gut genug zu sein bzw. nicht ausreichend unterstützen zu können.

Mir ist schon klar, dass die Verbindung zwischen Mama und Baby die wichtigste, und vor allem unersetzliche, ist, aber trotzdem will ich versuchen, Judith so gut es geht zu unterstützen und für Felix da zu sein. Der größte Traum in meinem Leben war es nämlich nicht nur Papa zu werden, sondern vor allem Papa ZU SEIN. Und genau deshalb gehört dieses heutige Erlebnis zu einem der größten Erfolge in meinem Leben. Es ist ein so schönes Zeichen dafür, wie verbunden Felix und ich sind und wie toll wir als Familie eingespielt sind.

Erfolg ist relativ.
Vor 10 Jahren waren es noch Gehaltszettel, Autos und Markenkleidung, heute sind es in erster Linie die Beziehungen zu meiner Familie, meinen Freunden, aber auch den Menschen, denen ich in meiner Arbeit oder auch im Alltag begegnen darf, die mich “erfolgreich”, vor allem aber zufrieden und glücklich machen.

Ich will nichts und niemanden bewerten. Auch nicht meine Vergangenheit. Alles zu seiner Zeit. Und jede(r) nach seine(n) individuellen Werten, Zielen und Erfolgen. Wichtig ist nur, sich bewusst damit auseinanderzusetzen und sie auch immer wieder zu hinterfragen und zu adaptieren.

  • Was ist dir wichtig?
  • Was bedeutet Erfolg für dich?
  • Was sind deine ganz persönlichen Ziele und Träume?

Peter Hackmair