Bist du selbstreflektiert? Die 4 Ebenen des (Unter-)Bewusstseins

​"Was bedeutet Selbstreflexion eigentlich"?
Diese Frage hat uns vor kurzem in unserem Freundeskreis beschäftigt. Wir alle haben im Großen und Ganzen gewusst, was man zumindest im Sprachgebrauch darunter versteht. Zur Sicherheit hat ein Freund dann aber doch auch noch gegoogelt. Ich meinte zwar, Selbstreflexion zu googeln wäre so etwas wie ein Oxymoron, aber was soll's. Here it is - Wikipedia behauptet Folgendes: "Selbstreflexion bezeichnet die Tätigkeit, über sich selbst nachzudenken. Das bedeutet, sein Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren und zu hinterfragen, mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden".

​Klingt plausibel​! Aber was wäre eine Diskussion, wenn nicht zumindest eine(r) eine konträre Meinung vertritt und ein bisschen aufwirbelt. Deshalb habe ich folgende Frage in die Runde geworfen: "Kann man überhaupt selbstreflektiert sein? Für eine Reflexion braucht man doch einen Spiegel. Kann man sein eigener Spiegel sein...?!" (Natürlich spricht da auch der Coach in mir, der davon lebt, der Spiegel für andere zu sein.)

Nach einigen Tagen, Gesprächen​, ​Beobachtungen, Coachings und meiner eigenen Reflexion ​über Selbstreflexion bin ich zu folgenden ​Antworten und vielen weiteren Fragen für ​mich gekommen (zumindest vorübergehend - ich freu' mich auf deine Meinung dazu): Ja, ​die Definition von Wikipedia kann ich grundsätzlich so unterschreiben​. Die entscheidende Frage ist nur:

"Bringt dich Selbstreflexion auch wirklich weiter? 

Wenn du in deinem eigenen Denken und Hamsterrad gefangen bist? Dir maximal die Fragen stellen kannst, die du ja schon kennst? Wie sehr hilft dir diese einseitige Perspektive? Ich behaupte: "Wenig!" Um wirklich mehr über dich selbst herauszufinden, um dorthin schauen zu können, worum es wirklich geht, um wirklich etwas verändern zu können, musst du tiefer eintauchen, hin zum Ursprung deines Wesens und deiner Glaubens- und Verhaltensmuster. Und das kannst du nicht alleine. Dafür braucht es eine Begegnung, einen Menschen, einen Coach. Zumindest aus meiner Erfahrung - sowohl als Coach als auch als Coachee. Vielleicht nicht, wenn du als Yogi völlig im Einklang mit dir und der Natur lebst, den ganzen Tag meditierst und dich von Luft und Liebe ernährst. Aber mal ehrlich: Willst du das?

4 Ebenen des (Un-)Bewusstseins
Für eine nachhaltige Persönlichkeitsentwicklung und vor allem für eine tiefgründige Transformation braucht es mehr als die Selbstreflexion, nämlich den Sprung in die Tiefen deines Wesens, die Arbeit in allen vier Ebenen des "Schichtemodells".

In der Selbstreflexion bleibst du meistens in der obersten Ebene, in den bewussten Gedanken, hängen. Manchmal gelingt es dir vielleicht, in die zweite Ebene, die (halbbewusste) Gefühlsebene, einzutauchen. Welche Gefühle nimmst du in dir wahr? Welche Emotionen zeigst du nach außen? (Gefühle sind innerlich; Emotionen sind die äußeren Bilder der inneren Wahrnehmung). Schon in die dritte Ebene, die Körperebene, kannst du selbst nur mehr ganz schwer vordringen. Hier, im Unterbewusstsein, sind alle deine Erfahrungen abgespeichert. Und sie können auch nur hier nachhaltig aufgelöst werden.

Wenn du einen tiefen Glaubenssatz, eine Angst oder ein Traumata lösen möchtest, dann musst du tief eintauchen. 

Und die vierte Ebene ist die Seele. Sie ist für den "normalen Menschen" nicht erfassbar und steht für den Kern deines Wesens, für dein tiefstes Sein, für dein Selbst. Wir können sie nicht wirklich beschreiben und schon gar nicht analysieren, aber wir können uns ihr annähern. Aber eben nicht alleine. Dafür braucht es professionelle Begleitung und Unterstützung eines Coaches - oder wenn es sich um einen psychisch kranken Menschen handelt - einen Therapeuten.

Aber bitte nicht falsch verstehen: Der Coach ist nur dein Spiegel, der dich im Prozess begleitet und unterstützt. Die Arbeit darfst und musst du schon selbst machen. Genauso wie ein guter Arzt oder Therapeut dich im Optimalfall "nur" dazu anleiten und dich dabei begleiten sollte, dich selbst gesund zu halten bzw. dich selbst zu heilen, anstatt Symptome zu bekämpfen.  

Je mutiger du bist,
dein Thema an der Wurzel anstatt am Ast zu bearbeiten, desto größer ist die Chance der Nachhaltigkeit, der Weiterentwicklung, des Wachstums. Natürlich hilft auch eine Arbeit in den ersten Ebenen - da manchmal sogar schneller - aber aus meiner Erfahrung eben oft nur kurzfristig und oberflächlich. 

Ich wünsche dir, den Mut zur Veränderung und dass auch du die Kraft spüren lernst, die du entwickelst, wenn du dich in die Tiefen deiner Persönlichkeit begibst. Das kann im ersten Schritt auch weh tun (muss es aber nicht), aber langfristig baust du damit ein starkes Fundament, um deine Potenziale zu entfalten, deine Ziele zu erreichen und deine Träume zu verwirklichen.

Peter Hackmair